Stanislawski-System

Das Stanislawski-System

ist das Ergebnis der lebenslangen Arbeit von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski als Schauspiellehrer und Regisseur. Es hat einen prägenden Einfluss auf spätere Schauspielmethoden, insbesondere auf Stella Adler und Lee Strasbergs „Method Acting“. Das System soll angehenden Schauspielern als eine Art Kompass dienen und ihnen helfen, authentische und glaubwürdige Rollen darzustellen.

Die Grundlagen des Stanislawski-Systems

Stanislawski hinterließ eine Vielzahl unsystematischer Schriften, die nach seinem Tod zu einem umfassenden Werk zusammengefasst wurden. Diese Schriften legen den Grundstein für das Konzept des inneren Erlebens der Rolle, das sowohl den Körper als auch die Seele des Schauspielers einbezieht. Der zentrale Gedanke ist, dass ein Schauspieler seine inneren Gefühle und Emotionen durch körperliche Ausdrucksformen wie Mimik, Gestik, Haltung und Bewegung nach außen hin sichtbar macht.

Das „Als-ob“-Prinzip

Ein zentraler Begriff aus Stanislawskis Theatertheorie ist das „Als-ob“ (oder „Was wäre, wenn“). Dieses Prinzip fordert den Schauspieler auf, sich vorzustellen, wie er sich in den Umständen der Figur verhalten würde, indem er parallele Situationen aus seinem eigenen Leben heranzieht. Dies ermöglicht es dem Schauspieler, auch nicht erlebte Szenarien glaubhaft darzustellen.

Das „Ich“ und die „Rolle“

Ein fortwährendes Diskussionsthema in der Schauspieltheorie ist das Verhältnis zwischen dem „Ich“ des Schauspielers und der „Rolle“. Am GITIS in Moskau wird aktuell die Lehrmeinung vertreten, dass das „Ich“ des Schauspielers als „künstlerisches Ich“ fungiert, das sich unabhängig vom „privaten Ich“ in verschiedene Rollen hineinversetzen kann. Dieser feine Unterschied zwischen persönlicher Selbstdarstellung und künstlerischer Interpretation ist seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver Diskussionen.

Praktische Übungen und Requisiten

Stanislawski legte großen Wert auf die praktische Arbeit mit Requisiten. Er glaubte, dass kein Theaterabend gleich verlaufen könne, aber mithilfe einer Requisite oder einer „kleinen Aktion“ könne der Schauspieler eine Situation identisch darstellen, auch wenn das vorherrschende Gefühl an einem bestimmten Abend nicht präsent sei. Eine bekannte Übung aus seiner Methodik ist das Spielen mit Tennisbällen, bei der Schauspieler die Bedeutung einer Szene nicht durch Worte, sondern durch die Art des Ballwurfs vermitteln.

Innere und äußere Darstellung

Stanislawski forderte von Schauspielern, dass sie ihre Rollen nicht nur äußerlich darstellen, sondern sie auch innerlich erleben. Diese „Einlebung“ oder psychische Identifikation mit der Figur ist der Schlüssel zu einer wahrhaftigen Darstellung. Dabei sollen die „Als-ob-Situationen“ und das emotionale Gedächtnis helfen, um organische Elemente der eigenen Seele mit der Rolle zu verschmelzen.

Stanislawskis Einfluss auf Method Acting

Der Begriff „emotional recall“ ist eng mit dem Stanislawski-System verbunden und wurde später von Lee Strasberg in seinem Method Acting weiterentwickelt. Diese Technik zielt darauf ab, Emotionen aus der Erinnerung des Schauspielers hervorzurufen und in die Darstellung der Rolle zu integrieren, um eine glaubhafte und tief emotionale Performance zu erzielen.

Fazit

Das Stanislawski-System ist ein umfassendes Schauspielkonzept, das auf die Verschmelzung von innerem Erleben und äußerer Darstellung abzielt. Es hat die Theater- und Filmschauspielkunst nachhaltig geprägt und bildet die Grundlage für viele moderne Schauspieltechniken, einschließlich des Method Acting. Stanislawskis Werk bleibt auch heute noch ein zentrales Thema in der Ausbildung von Schauspielern weltweit.

Text: Wikipedia

Folge mir auf den sozialen Medien, um über neue Workshops, exklusive Tipps und aktuelle Projekte informiert zu bleiben!